Stellen Sie sich vor, in Ihrer Produktion wird ein ganz bestimmtes Teil immer wieder von Kunden reklamiert. Die Beschwerden häufen sich. Schließlich tritt der Werkleiter an Sie heran und bittet Sie als Produktionsleiter, sich um das Problem zu kümmern. Ein klarer Fall: Hier müssen Prozesse optimiert werden.
Was tun Sie also in so einer Situation?
Vielleicht kommt Ihnen in dieser Lage schnell die Qualitätsabteilung in den Sinn. Schließlich ist sie für die Optimierung von Prozessen zuständig und der beste Ansprechpartner in diesem Fall. Oder doch nicht?
Der Blick durch die Qualitätsbrille
Die Qualitätsabteilung mit solch einem Anliegen zu beauftragen ist ein übliches Vorgehen. Immer wieder erlebe ich, dass Produktionsleiter diesen Schritt als erstes in Betracht ziehen – und meistens auch dementsprechend vorgehen. Dennoch kann ich Ihnen nur davon abraten – und ich möchte Ihnen auch erklären, warum:
Die Qualitätsmitarbeiter prüfen Prozesse durch die Qualitätsbrille, das heißt, sie verändern etwas in einem Prozess, mit dem sie sich gut auskennen. So optimieren sie beispielsweise ein Detail im Prüfprozess. Das ist aber nicht die beste Lösung. Denn statt nur den Qualitätscheck zu verbessern, wäre es doch sinnvoller, von Anfang an hochwertige Teile herzustellen, die nicht fehlerhaft sind.
Rein ins Boot
Um eine Prozessänderung anzustoßen, die viel früher in der Wertschöpfungskette greift, müssen Sie als Produktionsleiter und Ihre Leute mit ins Boot. Sie wissen am besten, an welchen Stellschrauben in Ihrer Produktion gedreht werden muss, damit Ihre Produkte alle Qualitätsmerkmale erfüllen. Liegt es an den Maschineneinstellungen? Ist das Werkzeug fehlerhaft? Brauchen die Mitarbeiter eine andere Schulung oder sollte die tägliche Produktionsbesprechungen anders ablaufen?
Um mein Anliegen zu verdeutlichen, lade ich Sie zu einem Perspektivwechsel ein: Stellen Sie sich vor, Sie spielen in einer erfolgreichen Band. Leider gibt es in letzter Zeit häufig schlechte Kritik zu einem ganz bestimmen Lied. Nun können Sie natürlich Außenstehende fragen, was da falsch läuft. Aber Sie und Ihre Bandkollegen wissen doch am besten, wie der Text entstand, ob bei der Aufnahme jemand erkältet war oder ob Teile der Band den Song nicht voller Leidenschaft performen, weil sie nicht hinter ihm stehen.
Ihre Prozesse, Ihr Einfluss
Was ich damit sagen will: Sie haben über all diese Faktoren den besten Überblick. Überlassen Sie also die Prozessgestaltung nicht einfach den vermeintlichen Experten, sondern mischen sie selbst mit und bringen Sie wieder Flow in Ihre Abteilung. Denn die Musik spielt genau dort.
Schließlich gehören zu Ihren Kernaufgaben als Führungskraft auch Prozessoptimierung- und gestaltung. Nur wenn Sie bei diesen Aufgaben Ihren Einfluss geltend machen und ihn nicht aus der Hand geben, können Sie Ihre Ziele erreichen.