Wer jahrelange Berufserfahrung hat, eine Schlüsselposition im Unternehmen mit hoher Verantwortung bekleidet, der ist auch umsetzungsstark. Dachte ich. Allerdings wurde ich eines besseren belehrt. Oft sind es die Führungskräfte in einer hohen Position, denen es an Basicwissen fehlt!
Seit Schulzeiten verlernt
Bitte fühlen Sie sich als eben solche Führungskraft nicht angegriffen, aber ich mache in meiner Beratungspraxis regelmäßig diese Erfahrung. Ein Beispiel möchte ich Ihnen erzählen:
Der engste Führungskreis eines deutschen Traditionsunternehmens wollte die wichtigsten Prozesse unter die Lupe nehmen. In diesem prominent besetzen KVP-Pilotprojekt moderierte ich also den Kick-off-Workshop. Es war ein Gespräch auf hohem Niveau, bei dem viele guten Gedanken entstanden. Nur eines wunderte mich: Keiner außer mir machte sich Notizen. Am Ende verabredeten wir die nächsten Schritte und die Verantwortlichkeiten. Zwei Wochen später stellte sich heraus: Nichts von dem, was verabredet wurde, war umgesetzt!
Stärken offenbaren Schwächen
Notizen machen – das ist doch ein Basic, das wir schon in der Schulzeit lernen. Aber trotz hoher Fachkompetenz, herausragendem IQ und überragender Kreativität gelingt es vielen Fach- und Führungskräften nicht, einfachste Dinge umzusetzen. Eben weil es an den Basics fehlt. Mit Basics meine ich grundlegende Kompetenzen, Disziplinen wie Selbstorganisation und Zeitmanagement oder Soft Skills wie Zuhörkompetenz.
Zwar können hochbegabte, hochspezialisierte oder hochcharismatische Menschen durch eine besondere Stärke viele Schwächen ausgleichen. Doch je größer die Verantwortung ist, desto mehr Energie kosten diese Ausgleichsmanöver. Mit wachsender Verantwortung steigt nämlich auch der Grad an Komplexität im Unternehmen und die Aufgabenvielfalt nimmt zu. Je diverser also die Anforderungen sind, die an Sie als Führungskraft gestellt werden, desto schwieriger wird es, die Schwächen im Zaum zu halten. Sie haben sicherlich eine gewisse Kompetenz in den Basisfertigkeiten, aber es gibt bei den meisten von uns auch noch viel Luft nach oben. Ich möchte Sie mit ein paar Tipps dazu animieren, sich dieses Potenzial zu erschließen, denn: Wenn Sie Flow Work im Team erleben wollen, sollten Sie die Basisfertigkeiten auf einem guten Level beherrschen.
Vom Großen ins Kleine
Zu den Basisfertigkeiten zähle ich Selbstorganisation, Gesprächsführung und Konfliktmanagement. Das sind für mich Arbeitsbasics, die jeder im Unternehmen können sollte. Für Führungskräfte gibt es außerdem noch folgende ergänzende Basics: Teamleitung, Teammoderation, Teamentwicklung, Mitarbeiterführung und Führungsrollen.
Gerne möchte ich mit Ihnen das Gebiet der Selbstorganisation näher betrachten: Eine Einkaufsliste schreiben und danach einkaufen gehen, bekommt jeder hin. Auch eine To-do-Liste erstellen und abarbeiten ist für die meisten Menschen Routine. Aber jeden Tag eine sinnvolle Priorisierung vornehmen, langfristige Ziele ebenso im Blick haben wie das Tagesgeschäft und spontan auf neue Anforderungen reagieren? Das wird mit wachsender Verantwortung immer mehr zur Kunst. Es ist völlig verständlich, dass Sie sich von all den Anforderungen, den Fragen und Aufgaben, die von allen Seiten auf Sie einprasseln, manchmal überrollt fühlen. Das ist auch absolut natürlich, wenn Sie zuvor noch nie in dieser Komplexität unterwegs waren.
Perfektionieren Sie sich!
Sie können Ihre Selbstorganisation jederzeit perfektionieren – sollten Sie auch. Denn Ihre Fähigkeit, Gestalter zu sein statt Feuerwehrmann, also proaktiv statt reaktiv zu handeln, hängt zu einem erheblichen Teil davon ab, wie Sie sich persönlich organisieren.
Sie haben in Ihrem Berufsleben schon eine hohe Kompetenz entwickelt. Ausruhen sollten Sie sich darauf aber nicht, denn die Basisfertigkeiten sind die Basis für Flow Work. Es lohnt sich also, diese stets weiterzuentwickeln, um effektiver zu werden und Ihre Talente stärker zum Scheinen zu bringen.