Ein Industrieunternehmen steht unter Druck: Der größte Wettbewerber hat ihm Marktanteile in den wachsenden Märkten Asiens abgenommen. Andere Situation: Die Zukunft des Kreiskrankenhauses steht auf der Kippe. In den letzten Jahren verliert es durch die spezialisierten Krankenhauskonzerne massiv an Klienten.
Mit diesen beiden Beispielen möchte ich Ihnen verdeutlichen: Als Unternehmer oder Führungskraft in einem Unternehmen haben Sie ständig mit Wettbewerbsdruck zu kämpfen. Egal wie genau dieser Druck aussieht oder sich äußert, eines haben alle Unternehmen und alle Betroffenen gemeinsam: Obwohl sie vor dem gleichen Problem stehen, also eigentlich im gleichen Boot sitzen, tun sie das in Wirklichkeit eben nicht.
Tauziehen ist keine Option
Ich beobachte in Unternehmen immer wieder, dass viele Boote mit unterschiedlichen Besatzungen auf dem Wasser unterwegs sind. Manche sind alleine in einem Speedboot unterwegs, andere bilden Grüppchen und rudern in alle denkbaren Richtungen und wieder andere kämpfen energisch gegen den Strom an. Während der Einkaufsleiter auf eine globale Sourcingstrategie zufährt, versucht die Personalabteilung endlich den Invest in Team-Skills durchzuboxen und der Betriebsrat verfolgt wiederum ganz andere Ziele. Alle ziehen an einem Strang – nur nicht in dieselbe Richtung.
In vielen Unternehmen sehe ich den Ursprung dafür recht schnell: Es gibt „die Mannschaft“ gar nicht. Stattdessen gibt es viele Gruppierungen, die miteinander konkurrieren. Das macht deutlich: In diesen Organisationen gibt es offensichtlich keine Abstimmung über die Ziele des Unternehmens. Den einzelnen Bootsbesatzungen kann ich das nicht mal zum Vorwurf machen. Jeder kämpft. Jeder ackert. Jeder hat auf seine Weise recht. Das Problem bleibt natürlich trotzdem: Im Unternehmen, im Team ziehen nicht alle an einem Strang! Es wird nicht ganzheitlich, nicht als eine Mannschaft agiert. Logisch, denn wer alleine in seinem Boot sitzt, kann keinen gesamtheitlichen Blick haben und erst recht nichts vorantreiben. Und: leider auch nicht erfolgreich sein!
Gelebter Business-Traum
Wie können Sie als Entscheider und Führungskraft dieses Problem lösen? Ganz sicher nicht am Expertentisch. Als Führungskraft müssen Sie letztlich alle mitnehmen. Also wäre der erste Schritt, dass Sie sich einen Kreis von Leuten suchen, die Kompetenz und Lust haben, gemeinsam Ideen zu entwickeln, die vorangehen und mit denen Sie eine Vision entwickeln. Wo soll Ihr Unternehmen in fünf Jahren stehen? Welchen strategischen Handlungsfeldern widmen Sie sich als Gesamtunternehmen, um Erfolg zu haben? Mit dieser Klarheit in Ihrer Vision holen Sie nun die anderen an Bord – und kommunizieren.
Das ist der zweite wichtige Schritt: Die Kommunikation vorantreiben. Anhand Ihrer Vision sollten Sie eine Business Story entwickeln, die Sie an alle im Unternehmen kommunizieren. Reden Sie sich als Führungsteam so lange den Mund fusselig, bis jeder die Story kennt und verstanden hat. Wenn ich Sie nachts um drei Uhr aus dem Bett klingle, dann erwarte ich, dass Sie die Unternehmensziele der nächsten fünf Jahre als Geschichte erzählen können. Und das sollten Sie auch von jedem Ihrer Mitarbeiter erwarten. Die Business Story ist eine Geschichte, die sich, ausgehend von den Erfahrungen des Unternehmens im Gestern und Heute, in der Zukunft abspielt und von denjenigen handelt, die sie gerade hören. Die Business Story ist ein besonderer Schlüssel zum Erfolg.
Keine Kür, sondern Pflicht
Ich gebe zu, es ist kein einfacher, kurzfristiger Weg, Ihren Strategie-Entwicklungs- und Implementierungs-Prozess weiterzuentwickeln. Und auch so hervorragende Arbeitsstandards wie eine Business Story, ein Strategie-Cockpit oder ein Zielebild für die Kommunikation aufzubauen, ist nicht leicht. Das ist konsequente und systematische Arbeit über einen langen Zeitraum hinweg. Und – leider ist das meine Beobachtung – es gelingt nur den wenigsten, das konsequent durchzuziehen. Die gesetzten Ziele immer im Blick zu haben, sie zu korrigieren und neu auszurichten ist ein anhaltender Prozess, der zur gelebten Routine im Unternehmen werden muss.
Aber es ist eine Arbeit, die sich lohnt, denn nur so gelangen alle Ihre Mitarbeiter an Bord Ihres Schiffes. Nur so können alle am gleichen Strang in die gleiche Richtung ziehen und eine Mannschaft werden. Und nur so schaffen Sie die Basis für langfristigen Erfolg. Dies ist nicht irgendein Arbeits-Prozess! Ich spreche hier von einem Kern-Arbeitsprozess. Unverzichtbar. Notwendig. Erfolgsentscheidend.