Bunt, mit wedelnden Armen und laut schreiend – wenn auf der Kirmes an den Buden für das Kaufen von Losen geworben wird, dann hat das durchaus seinen Charme. Gewinne, Gewinne, GEWINNE! Marktschreier haben eine lange Tradition, denn gekauft wird gerne bei dem, der am lautesten auf sich aufmerksam macht. Und so zeigen Ihre Kinder verzückt auf den riesigen Plüschbären, der als Gewinn winkt. Und schon greifen Sie gerührt zum Portemonnaie … wohl wissend, dass die meisten Lose Nieten sind. Und weil das bei Unternehmensentscheidungen auch oft so ist, dass wir uns dazu verführen lassen, bei dem zu kaufen, der am lautesten schreit, bekommen wir ein strategisches Problem, das uns den Erfolg kosten kann.
Müssen Führungskräfte Populisten sein?
In vielen Unternehmen geht es auch bei wichtigen strategischen Entscheidungen so zu wie auf dem Rummel – den Ton und die Richtung gibt der an, der sich am lautesten und bunten präsentiert. Der Populist. Und so wie die meisten Lose Nieten sind, versenken Sie im Unternehmen viel Geld, wenn Sie auf die Populisten hören.
Aber müssen Führungskräfte nicht auch Populisten sein? Ein Verkaufstalent für ihre Ideen haben? Inspirieren, indem Sie bunt und erlebnisreich ihre Gedanken präsentieren? Wie ein Steve Jobs, ein Elon Musk in seinen besten Zeiten.
Ja, für die langfristige erfolgreiche Ausrichtung eines Unternehmens, für die Business-Story, die Mitarbeiter und dann auch Kunden mitreißt, ist es gut, wenn die Führungskräfte Showman-Qualitäten haben.
Aber wenn es nur um den kurzfristigen Erfolg geht, und das heißt eigentlich auch immer, um die reine Selbstdarstellung, dann ist bei den Populisten unter Ihren Führungskräften Vorsicht geboten. Wenn es heißt: „Gewinne, Gewinne, GEWINNE!“ dann heißt das für Sie: Obacht.
Mehr Schein als Sein
Gehe ich in Unternehmen hinein, um sie in den Flow zu bringen, dann begegnen mir auch solche Führungskräfte, die nur kurzfristig orientiert sind. Kurzfristiger Erfolg wird angestrebt – und dieser wird dann laut hinausposaunt. Kostensenkung durch Mitarbeiterentlassung. GEWINN! Eine legale Schönung der Bilanzen, um im jetzigen Quartal für die Aktionäre gut dazustehen. Der Populist in Ihrem Unternehmen will sich selbst promoten, dem ist das große Ganze und der Erfolg der anderen egal, er biegt sich Ihr Unternehmen, wie es ihm passt. Hauptsache gut dastehen. Und es liegt auf der Hand, dass so ein Verhalten sich auf den langfristigen Erfolg Ihres Unternehmens schlecht auswirkt.
Reformation statt Revolution
Kurzfristige Erfolge ohne eine langfristige Strategie sind kein guter Nährboden für einen nachhaltigen Unternehmenserfolg. An Elon Musk lässt sich derzeit beobachten, wie gefährlich der Pfad des Populisten ist. Er hat sich an sich selbst berauscht. Das Ganze aus den Augen verloren. Die Strategie. Er hat die Revolution verkündet – und dabei mehr und mehr sich selbst als Verkündiger in den Mittelpunkt gestellt. Und ich bin mir sicher, langfristig dem Unternehmen geschadet.
Ich plädiere bei der Strategie dafür, demütiger zu sein. Nicht nur auf die Marktschreier zu hören, sondern auch auf die stillen, besonnenen Strategen. Die Führungskräfte, die nicht einfach alle überwältigen, sondern die Mitarbeiter und Kunden auf eine nachhaltige Reise mitnehmen.
Reformation statt Revolution, langfristiges Denken statt kurzfristige Erfolge. Natürlich können Sie sich durch die populistische Brille die Welt einfacher machen. Aber das wird Sie einholen. Systematisches Denken, das alle Faktoren einbezieht und abwägt, das sich auch davor nicht scheut, die schwierigen Bereiche nicht außen vor zu lassen, das bringt den nachhaltigen Erfolg. Schauen Sie sich alle Faktoren an, um in den Flow zu kommen.
Wo heute noch der Populismus die strategischen Unternehmensentscheidungen dominiert: Fallen Sie nicht mehr auf die Marktschreier herein – und ziehen Niete um Niete. Sondern erarbeiten Sie im Team geduldig, professionell und systematisch alle wichtigen strategischen Handlungsfelder, bis alle gemeinsam die Business Story mit Überzeugung und Klarheit sehen und in die Mannschaft tragen können.